Hintergründe der Initiative

Der rasant zunehmende mobile Datenverkehr, die parallelen Netze mehrerer Mobilfunkbetreiber, die IoT-Netze (Internet of Things) der WLAN-Dauerbetrieb (auch bei Nichtbenutzung) bewirken, dass wir 24 Stunden am Tag und 7 Tage die Woche bestrahlt werden. Nirgends können wir uns der NIS entziehen, weder im öffentlichen Raum noch an der Arbeit oder zuhause. Nicht einmal im Bett für die gesundheitlich so wichtige allnächtliche Erholung. 

Nichtionisierende Strahlung (NIS) können wir weder sehen, riechen, hören oder fühlen. Dennoch ist sie, wo wir leben und arbeiten, allgegenwärtig, Sie tritt in drei Formen auf: elektrisch, magnetisch und elektromagnetisch. Die ersten beiden, niederfrequenten Formen treten vor allem bei den Bahnen, Stromleitungen, Trafos, Haushaltgeräten (von der Nachttischlampe bis zum Induktions­kochherd), Bürogeräten und elektrisch angetriebenen Maschinen auf. Die elektromagnetische, hochfrequente Strahlung kommt beim Mobilfunk 2G, 3G, 4G und neuerdings 5G vor, mit Sendemasten, Smartphone, Tablet. In unserer nächsten Umgebung wird sie von Funknetzwerken per Computer, WLAN-Router, Drucker, Fernseher, vernetzten Haushaltgeräten, Funkwasserzählern sowie Bluetooth-Geräten wie drahtlose Maus und Tastatur, TV-Fernbedienung und Kopfhörer ausgesendet.

Was wir mit der Initiative erreichen wollen

  • Schutz vor Elektrosmog, insbesondere auch vor Mobilfunkstrahlung
    Mensch, Tier und Umwelt sollen durch Bund und Kantone vor nichtionisierender Strahlung ebenso geschützt werden, wie es bei der ionisierenden Strahlung (Gamma-, Röntgen- und Höhenstrahlung) verfassungsmässig schon der Fall ist. Bei der Mobilfunkversorgung kann die Strahlenbelastung durch ein neues Versorgungskonzept massiv gesenkt werden. 

  • Die schnellste und sicherste Übertragungstechnik für den Festnetzanschluss
    Eine flächendeckende Grundversorgung aller Gebäude mit einem Breitband-Festnetzanschluss und schnellstmöglichem Ausbau des Glasfasernetzes ist die Grundlage für eine strahlungsarme Telekommunikation.

  • Einheitliche Netzstruktur für guten Empfang und sicheres Kommunizieren
    Die Informations- und Kommunikationstechnik soll nach dem Grundsatz der tiefstmöglichen Exposition umgesetzt werden. Mit einem einheitlichen Mobilfunknetz könnte man kürzestmögliche Funkstrecken und somit eine geringe Strahlungsbelastung gewährleisten.

  • Keine Bestrahlung unserer Lebensräume und Wohnungen
    Niemand soll im eigenen Wohnbereich unfreiwillig einer Funkstrahlung ausgesetzt sein. Auch private hochfrequente Strahlungsquellen sollen keine Nachbarn belasten. Das kann mit einer passenden Netzstruktur erreicht werden. In unserem Wohnraum können wir selbst entscheiden, wie wir kommunizieren wollen.

  • Geringstmögliche Strahlenbelastung in Innenräumen 
    Im Falle von lokalen Funkanwendungen innerhalb des Gebäudes für Computer, Telefon, Multimedia, Smarthome usw.. gilt das Prinzip der kürzestmöglichen, d.h. auf denselben Raum begrenzten Funkstrecken, auch wegen des Nachbarschutzes. Das Smartphone soll sich nicht mit den Mobilfunkmasten draussen, sondern mit einem Router bzw. Funkmodem verbinden. Am besten ist die Wahl verkabelter und somit ganz strahlungsfreier Kommunikationswege.

  • Berücksichtigung der IKT bei der Energiestrategie und den Klimazielen
    Es soll verhindert werden, dass der Stromverbrauch der Informations- und Kommunikationstechnik (IKT)  exponentiell ansteigt.

Niels Kuster erinnern die Forderungen der Industrie nach höheren Grenzwerten an die neunziger Jahre. «Damals hiess es auch, strenge Grenzwerte würden uns Milliarden kosten und uns zurück in die Steinzeit versetzen. Dabei zwingen uns tiefe Grenzwerte, intelligente Mobilfunknetze aufzubauen, statt kurzfristig Kosten zu optimieren.»

ETH-Professor Niels Kuster. Er hat 1999 die It’is-Stiftung für Forschung über Informationstechnologie in der Gesellschaft ins Leben gerufen. Aus Beobachter vom 27.09.2018 zur Veröffentlichung der NTP-Studie.

Grundversorgung mit dem Glasfasernetz

Mit einem Glasfasernetz bis in alle Haushalte lässt sich die Effizienz unserer Kommunikationsmittel weiter verbessern und unsere Strahlenbelastung erheblich reduzieren. (Erstveröffentlichung in AefU Oekoskop 2020-2)

« ... Deshalb ist das St. Galler Modell zukunftsweisend. Es bringt die Daten schon heute in der emissionsfreien Glasfaser so nahe wie möglich zum Verbraucher. Zwischen dem Endgerät und der (...) Antenne befinden sich somit nur wenige Meter und kaum Hindernisse, welche die Funkwellen überwinden müssen.»

 

Jürg Baumann, ehem. Chef der Sektion NIS beim BAFU, über das Potential des St. Galler Pilotprojekt. BAFU-Schweiz; umwelt 3/2015, S.45

Berücksichtigung der IKT bei der Energiestrategie

5G wird mit seinen hohen Datenraten viel höhere Videoauflösungen sowie Augmented Reality etc. ermöglichen. Demzufolge muss die Infrastruktur dahinter ausgebaut werden. Mobilfunkbasisstationen und Data Center werden den Energieverbrauch massiv ansteigen lassen.

Heute entfallen knapp 10% des weltweiten Stromverbrauchs auf das Internet. Mit 5G wird bis zum Jahr 2030 eine exponentielle Zunahme auf 20 bis 50% des Stromverbrauchs prognostiziert – trotz Effizienzsteigerung der Geräte.

Ohne Begrenzungen, wie z.B. tiefe Strahlengrenzwerte bei Mobilfunkanlagen, wird das Datenvolumen explodieren und die ganze ICT-Infrastruktur massiv ausgebaut. Der dadurch verursachte rasante Anstieg des Stromverbrauchs wird nicht gleichzeitig durch erneuerbare Energien gedeckt werden können. Somit wird es nicht möglich sein, Atom, Gas und Kohlekraftwerke abzulösen.

«Der Stromverbrauch der Informations- und Kommunikationstechnik (IKT) wird bis zum Jahr 2030 mit einer exponentiellen Zunahme von 20-50 % beziffert – trotz Effizienzsteigerung der Geräte.»

Anders S.G. Andrae, Huawei Technologies, Schweden R&D Center

Persönliche Strahlenbelastung minimieren

Sinnvoll wäre es, wenn die Aussenantennen nur noch die Nutzer im Freien versorgen müssten, und im Innern wird der Festnetzanschluss benutzt. Das geschieht vorzugsweise strahlungsfrei über Kabel. Oder drahtlos mit den minimal möglichen Sendeleistungen – zum Schutz der eigenen Gesundheit und derjenigen der Wohnungsnachbarn.

Heute findet 80% der mobilen Kommunikation in Innenräumen statt. Die Funkwellen müssen daher die Gebäudemasse durchdringen und verlieren dabei Energie. Die Mobilfunkbetreiber weisen auf das eigene Handy als Verursacher der grössten persönlichen Strahlenbelastung hin. Je schlechter die Verbindung sei, desto mehr strahle es. Daher empfehlen sie, auf eine gute Verbindung zu achten.

«Ein Mobilfunknetz nach dem Kleinzellenprinzip setze die Nutzer zwei- bis zehnmal weniger den Strahlen aus als ein Netz mit klassischer Architektur. Für Vielnutzer werde die Belastung bis zu 600-mal kleiner.»

Aus Beobachter Dez. 2019

Kürzestmögliche Funkstrecken

Ein vom Ständerat am 4. Dezember 2019 mit 25 zu 16 Stimmen angenommenes Postulat von Brigitte Häberli-Koller vertritt die Auffassung, dass der Bundesrat der besorgten Bevölkerung schuldig sei, nicht nur die Strahlenschutzgrenzwerte sondern auch die Netzarchitektur objektiv und ernsthaft zu hinterfragen. Der Bericht des Bundesrats soll die Machbarkeit und die Auswirkungen eines Ausbaus der Mobilfunknetze ins Zentrum stellen, fordert Häberli-Koller. Sie wünscht sich „konkrete Aussagen zur Weiterentwicklung des Mobilfunknetzes“. 
Aus dem Postulat: "Es scheint in der Bundesverwaltung keine kohärente Strategie zu geben, wie sinnvolle Netze aussehen sollen und wie Innovation im Bereich der Netzarchitektur gefördert werden kann. Letztlich geht es Wirtschaft und Gesellschaft nicht darum, möglichst viel mobil zu kommunizieren, sondern die Datenübertragung so zu organisieren, dass sie zuverlässig und von hoher Qualität ist. Dies ist auch möglich, wenn ein Signal nur so kurz wie möglich über Funk übertragen wird und ansonsten zum Beispiel mittels Glasfaser. Ich entnehme der bisherigen Debatte, dass der Bund Innovation in diesem Bereich ausschliesslich dem Markt überlassen will. Das ist inakzeptabel. Der Bundesrat ist der besorgten Bevölkerung schuldig, dass er nicht nur die Strahlenschutzgrenzwerte, sondern auch die Netzarchitektur objektiv und ernsthaft hinterfragt." 

«Das beste Netz für die Minimierung der Belastungen durch Mobilfunkstrahlung ist ein möglichst dichtes Netz mit schwachen Sendern»

Aus dem UVEK-Bericht, an dem auch die Mobilfunkbetreiber mitgearbeitet haben.

Durchstrahlung unserer Lebensräume verhindern

Der Aufbau des 5G-Netzes soll tausende zusätzlicher Mobilfunksendeanlagen benötigen und bis zu einer Million Geräte pro Quadratkilometer per Funk vernetzen können.  Die Mobilfunkbetreiber wollen eine Erhöhung der Grenzwerte von 6 V/m auf 20 V/m. Umfragen in der Bevölkerung zeigen aber, dass die Mehrheit gegen eine Erhöhung der Grenzwerte ist und vor den Risiken der Zwangsbestrahlung geschützt sein will.

Die Lösung wäre eine Grundversorgung mit Informations- und Kommunikationsdiensten durch weitgehend getrennte Infrastrukturen für draussen und drinnen. Die Gebäude verfügen somit über einen kabelgebundenen Festnetzanschluss. Wenn die Strahlung der Mobilfunkantennen die Mauern nicht mehr durchdringen muss, wird die Versorgung mit Internet und Telefon gesundheits- und umweltverträglicher. 

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